15.09.2011, 02:45, Mission-Control:

Langsam werden wir mit dem Grundgerüst der neuen Homepage www.globalsailing.at fertig. Neben her habe ich begonnen an einem Buch zu schreiben. Eigentlich ganz ungewollt. Notizen haben sich aufgetürmt. Ich habe damit angefangen, alles zu ordnen. Alles aufzuschreiben, alles abzulegen. Das Projekt zur Einreichung zum österreichischen Klimaschutzpreis, hat viele Worte und Sätze hinterlassen. Kurzfassung, Langfassung, Zusammenfassung. Was blieb mir anderes über, als einen neuen Ordner zu erstellen und alles hineinzuschreiben und einzufügen.
Ein Konvolut von verwirrdenden Zeichen, Zahlen und Absätzen, Tabellen und Plänen. Ich hasse Bürokram. Schreiben könnte trotzdem interessant werden, "spannend", dieses Wort wurde vor einigen Jahren wiederentdeckt. Ich habe es lange nicht mehr gehört. Kurz nach der Jahrtausendwende war es auf einmal da, das Wort, "spannend". Jeder der interessant sein wollte, bezeichnete alles als "spannend". Es sei spannend, einkaufen zu gehen. "Es war so spannend im Restaurant." "Als mir der Zahnarzt den Bohrer angesetzt hat, das war sehr spannend". Ich versuche tunlichst Modeworte zu vermeiden, doch heute habe ich "ES" auch getan. Wer weiß, vielleicht gehe ich doch mit der Mode?

Ich sollte das hier auch alles in Englisch schreiben. Bald liebe Segelfreunde, bald. Bitte heute nicht mehr.
Eines noch, wenn ihr da oben lest, Datum, Zeit und Ort, heute steht bei Ort: Mission-Control, dann hat das nichts mit Raumfahrt zu tun. Es ist für uns einfach die Zentrale. Das Büro in dem alles von überall und aussederm und überhaupt zusammenläuft. Die Hexenküche, das Laboratorium, die Tintenburg, das elektronische Datenverarbeitungschaos. Ein andermal wird da oben Wien stehen, Venedig oder Saint-Malo, ab September 2012 Koordinaten, bis dahin aber, sehr oft auch:
"zu Hause". Ich gehe jetzt nach Hause, ich bin dann daheim!

15.09.2011, 21:54, zu Hause:

Nach einer langen Nacht, hatte ich einen langen Tag.  Schlafdefizite? Wenn ich dann auf See sein werde, gibt es kein Schlafen wann ich will. Ich schlafe wenn ich muss! Ich muss schlafen, wenn Zeit dazu ist. Bei Flaute. Auch nicht immer bei Flaute, doch da ergibt sich meist ein Nickerchen. Vorschlafen, auf Vorrat schlafen,
Fit - schlafen oder Konservenschlaf, Dosenschlaf also. Konserviere deine Kräfte, dann wirst du im Sturm nicht müde. "So ein Blödsinn, wer wird im Sturm schon müde sein!" Das geht schneller als man denkt. Ein kleiner Anfall von Seasickness, eine Prise Teilnahmslosigkeit, übermüdet vom Vortag und fertig ist die Schlafsuppe. Die kannst du auf See aber selbst auslöffeln. Da hilft dir Keiner wenn du allein bist.
Drum: Schlafe so oft und lang du kannst. Beobachte deine Katze. Die schläft oft und lang. Dann streunt sie wieder die ganze Nacht umher. Am Morgen bringt sie eine Maus, die frisst sie nicht, die gehört den Leibeigenen. Sie will Futter von ihren Sklaven. Sie schmeichelt dir um die Beine. Sie reibt ihren Kopf an deinen Knöcheln. Die will nur fressen, nicht schmusen, bestenfalls ihre Sklaven markieren, beduften.
Nach dem Fressen streckt sich die Katze, spannt ihre Muskeln an um dann plötzlich in einen entspannten Zustand zu gelangen. "Beobachte deine Katze", hat Friedrich zu mir gesagt. Beim Biofeedback. Friedrich hat mich "hergerichtet". Damals in Bad Ischl. Danke Friedrich! Ich muss immer an "seine Katze" denken und erzähle das Jedem, Jedem, dem ich das nur erzählen kann. Beobachte deine Katze!
An der Homepage habe ich heute auch ein bisschen herumgeschraubt. Ich habe sie singen gelehrt. Sie singt jetzt alle möglichen Lieder. Auf der Sponsorenseite habe ich einen Vorhang aufgehängt. Soll ja nicht gleich die ganze Welt wissen, wer uns schon "wohlgesonnen" ist. Das sagen wir Euch dann bei der Foundraising Party in Wien. Wir brauchen noch viel Geld für die Laborausrüstungen in den beiden Rümpfen. Bitte keine Spenden, Partnerschaften wollen wir, wo beide Seiten etwas davon haben. Ich will das gar nicht weiter erklären. Ich bin kein Wissenschaftler, ich bin ein Maschinist. Es können ruhig feine Maschinen sein, auch kleine.  Kleine feine Maschinen. Eine Uhr muss ich besorgen, nein besser zwei. Könnte ja eine absaufen.  Oder gleich für jedes Jahr eine, dreienhalb Uhren? Was würde der Uhrmacher sagen, wenn ich ihn heimsuche und aussuche: " Die, die und die. Und von der geben Sie mir die Hälfte, ja ja, die Halbe. Zwischen  Zwölf und Sechs, da schneiden Sie sie durch. Die andere Hälfte, von Achtzehn bis Vierundzwanzig können Sie behalten." Das Gesicht will ich sehen. Ob er fragen wird? "Was wollen Sie mit einer halben Uhr?" Oder: "Ticken Sie noch richtig mein Herr?" - "Doch, ich ticke, und könnten Sie bitte das Band auch halbieren, der Länge nach, versteht sich. Sonst kann ich die Halbe Uhr nicht tragen, danke! Es ist auch wegen meiner staken Handgelenke, mir sind immer alle Uhrbandln zu klein, nein zu kurz!"
Ich habe schon seit meiner Kindheit Probleme mit meinen breiten Hangelenken. Weihnachten nach meinem  sechten Geburtstag hat mir das Christkind eine "Schweizer Uhr" gebracht. Von meinem Onkel Miodrag. Die hatte ein "elastisches" Metallband. Das war etwas Besonderes. Als ich mit Hebammengriff durch das Urband mit daran befestigter "Schweizer Uhr" glitt, nein, kroch, war das Uhrband der "Schweizer Uhr" genau so gespannt, dass es meine zarte Kinderhaut schmerzhaft eingezwickt hat. So, das war also das Tragegefühl einer "Schweizer Uhr". Danke Onkel Mile. Der Onkel Mile hat mich zur Welt gebracht, meine Mutter war auch beteiligt, mein alter Herr auch. Der Onkel Mile und mein alter Herr mochten sich nicht. Ich sehe meinen alten Herren noch, wie er schadenfroh die "Schweizer Uhr" an meiner sich langsam in hämatomfärbigen Coleur verwandelnden Kinderhand betrachtete. Der Onkel Mile ist ja Arzt beruhigte ich mich, der wird das schon operieren können.  Man könnte das Band verlängern lassen, hörte ich von irgendwo her, hinterm Christbaum.
Ich will aber jetzt dreieinhalb Uhren und dazu passende Uhrbänder, Seewasserfest. GLOBALSAILING 1234 DAYS OFFSHORE

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