23.11.2011, 16:00, Mission Control:

Dass eine Weltkarte derart widerspenstig sein kann, hätte nicht einmal ich gedacht. Zu meiner Berufserfahrung zählt auch, zu wissen, wie man ein Plakat affichiert. So eine Weltkarte im fast 16 Bogen Format, bringen wir aber offensichtlich nicht unter Kontrolle. Wir verfügen auch über hervorragende Kleber und alles was dazu gehört. Das Material, auf das die Karte gedruckt wurde, überfordert uns heute. Wir werden das Ding aber morgen draufscheuern, dafür stehe ich mit meinem Namen! ;-)

22.11.2011, 23:45, zu Hause:

Der heutige Tag hat mir gezeigt, dass ich immer noch nah am Wasser gebaut habe. Eine Obmannschaft, die ich vorher zehn Jahre ausgeübt und zuletzt noch einmal sechs Jahre, hat ein schönes Ende gefunden. Ich war sozial sehr engagiert und habe in dieser Zeit, wie ich glaube, vielen Menschen helfen können. Danke Allen, die mitgeholfen haben und viel Erfolg auf dem weiteren Weg. Mit Tränen in den Augen und Dank für die netten Ansprachen, wünsche ich dem Neuen, "Herbert", alles Gute und enormes Durchhaltevermögen!

21.11.2011, 22:00, Mission Control:

Wir haben eine Weltkarte in der Mission Control. Ca. ein mal zwei Meter. Nicht wirklich berauschend. Andrea hat mir als vorweihnachtliches Geschenk eine ordentliche Weltkarte organisiert. Mit allem Drum und Dran. Und groß. Sehr groß. 2,20 mal 3,10 Meter. Österreich ist jetzt auch erkennbar, der Neusiedlersee, der Bodensee. Der Abstand zum Mittelmeer ist auch größer geworden, leider.
Meine eigentliche Aufgabe besteht heute darin, das Monstrum an die Wand zu bringen. Als Zubehör hat Andrea noch 2mm starke, verzinkte Blechtafeln beigestellt. Die Trümmer sind gehörig schwer und wollen an die Mauer geklebt werden. Später soll mein Kurs ja mittels Magnetfähnchen abgesteckt werden, ganz terrestrisch, völlig altmodisch, aber gut! Koppelnavigation im Büro, ihr Landratten!
Zu zweit schleppen die Jungs die 3 Blechtafeln in das Büro im ersten Stock. Dort wird sich's auch abspielen, rund um die Uhr, während ich von Seeluft eingenebelt werde. Dreieinhalb Jahre. Da bin ich schon lieber auf See, als in dieser Anstalt.
Eine Grundschiene wird an der unteren Basis montiert und die mit Sikaflex bestrichenen Tafeln an die Wand gepappt. "Sikaflex macht Luken dicht und klebt Weltkarten an die Wand". Ob ich für diesen Spruch ein Sponsoring erringe? Ich glaub, da muß mir was besseres einfallen!

20.11.2011, 15:00, zu Hause

Das Wort zum Sonntag

Für den 16.11.2011 hatte ich um 10:00 eine "Vorladung". Nein, es war eine liebe Einladung der Yachtrevue nach Wien. Die Nacht davor habe ich durchgearbeitet. Ich war auch fast pünktlich, bin um 12:15 erschienen, na ja, eher reingeschlichen.
Zuvor musst du aber in die "Empfangshalle" der Verlagsgruppe NEWS strömen. Wer den stattlichen Mediatower kennt, weiss jetzt was kommt. Ich muss es aber einmal erwähnen. Mein geschundener schlaftrunkener Körper begibt sich, nach hektischer Parkplatzsuche, in die "Halle". Meine Garage ist, glaube ich, größer. Ich bewege mich frontal auf  drei Damen zu. Die Wahl fällt auf die Linke. Ergeben teile ich ihr mit, dass ich einen Termin bei der Yachtrevue hätte. Ich wüsste wohin und zu wem. Sie hält mich zurück. Fragt nach meinem Namen. Ich werde angemeldet: "Ein Herr Elfenberg-bach-burg kommt zu Eurch!" Ich korrigiere, "Guelfenburg", sie:"ah ja Hulfen - " grins. Selbst schuld, denke ich, warum habe ich auch keine Visitenkarte auf den Empfangstresen gedonnert. Saumüde eben, Reaktionszeit wie ein Faultier.
Bewege mich jetzt zum Lift. Vorher durch das Zähldrahdiwaberl. Lift kommt, ich rein, den richtigen Knopf erwischt. -Hoffentlich schlafe ich nicht ein und verfahre mich. Gewähltes Stockwerk erreicht, Lift öffnet, meine Interviewerin kommt mir freundlich entgegen.
"Judith Duller" Stellt sie sich vor. "Ich bin der Wolfgang", sie bleibt beim SIE. Zehn Jahre Oberösterreich, nahe der bayrischen Grenze, haben mich geprägt. Da sind alle per DU. Ok, wir sind in Wien, nur im facebook, da sagen auch die Wiener DU.
Gemeinsam traben wir zu ihrem Büro.
Entschuldigend für die geringe Kubatur, bittet mich Judith Duller-Mayrhofer in ihr Reich.
Klaustrophobische Gefühle steigen in mir hoch. "Hilfe, mein Aquarium ist größer!" denke ich. Die arme Frau sitzt in einem Glaskastl mit Zwangsbelüftung und schreibt über die Weltmeere und ihre Bezwinger. Im Nebenaquarium, es ist unwesentlich größer, wenn man das Wort Groß überhaupt verwenden darf, sitzt Luis Gazzari, seines Zeichens Chefredakteur der Yachtrevue. Er springt auf, kommt rüber, quetscht sich durch die Glastür. Wir begrüßen uns, er bittet mich abzulegen. "Ich bin erfroren" erwiedere ich höflich, Angst habend, wo ich mein Zeug überhaupt verstauen könnte.
Es beginnt das übliche Kreuzverhör, -Stammdaten- , bin ja das erste Mal da. Small Talk, Nasenwürmer ziehen. Ich gestehe, möglichst wenig, doch für's Erste ausreichend. Ich kann diese nette Frau doch nicht verhungern lassen. Wieder das Problem, meinen Partnern und Sponsoren, die Präsentation am 20. März 2012, nicht zu verderben. Judith, pardon, Frau Duller, saugt weiter. Ich betrachte ihr MAC-Book. "Nur nicht einschlafen, das wäre bitter unhöflich", meine Gedanken sind auf See, und ich bin müde wie nach einem Schwerwetterprogramm.

Üblicherweise habe ich eine Pressemappe mit. Da steht alles drinnen. Eine DVD ist dabei, mit Bildern und einem Video. Ich werde nicht danach gefragt. Das erwartet man in Österreich nicht. An diesem Tag war ich schon froh, selbst irgendwie da zu sein. Die Pressemappen liegen in der Mission Control in Oberösterreich. Ich wollte doch zwei mitnehmen, dafür sollte es keine Ausrede geben. Wir kommen zum Ende, Luis Gazzari steht da und hält die Hand auf. Er erwartet jetzt einen USB-Stick mit Bilddaten. Ich sag nix. Verspreche aber Bilder per E-Mail oder via FTP zu liefern.
Beim rausgehen erwische ich den Notausgang. Symptomatisch für meinen Zustand an diesem Tag.
Liebe Judith, willst DU meine facebook Freundin werden?

19.11.2011, 20:00, zu Hause

Einem Holländer ein paar deutsche Worte abgrungen. Unglaublich, wie diese Sprache am Telefon klingt. Ich kann DAS nicht! Und ich will auch nicht Holländisch lernen! Trotzdem, ein sehr netter und freundlicher Journalist. Er hat seinen neugierigen Bohrer angesetzt. Ich habe das Brett hart gemacht. Eisenholz. Man kann daraus herrliche Pinisi Schooner bauen.
Ein Freund owned sowas. www.moanacruising.com
Sehr zu empfehlen für die Blasenmacher. Ich bin nicht so der große Taucher, außer es gibt etwas zu reparieren. Der Lateralplan interessiert mich, die Korallen weniger. Korallen wollen ihre Ruhe haben, wo sollten wir denn in Zukunft die Atolle hernehmen.

Also, der Holländer hat mich nach meiner Blutgruppe gefragt. In Journalistenkreisen weiß man, was das heisst. Ich habe ihm dann gesagt, was ich morgen essen werde. Und ich habe ihm gesagt, dass der Leidensdruck enorm sei. -Sponsoringbedingte Maulsperre ist hart, wird sich aber auszahlen.
Er wird in Venedig dabei sein, dann verrate ich auch seinen Namen und das Medium!