13.11.2011, 17:45, zu Hause:

Gefährliche Seegebiete

Die Piratentätigkeit in den hier beschrieben Seegebiete unterliegt neuesten Informationen. Schnell kann sich eine Situation zum Guten wie zum Schlechten ändern. Deshalb ist es besonders ratsam, sich vorher genauestens zu informieren. Am besten, wenn das über mehrere Quellen geschieht: Konsulate, Auswärtiges Amt, Reiseorganisationen, Cruising Clubs und besonders wichtig über Funk bei anderen Seglern oder Amateurfunknetzen.
Oft wird die kriminelle Szene eines Gebietes nur durch einen Anführer und seine Bande bestimmt. Ist diese gefangen, stellt sich das Problem nicht mehr. Durch Banden kann ein ganzes Gebiet (z.B. Rio Dulce, Guatemala) in negative Schlagzeilen geraten.
Ein anderer wunder Punkt kann Alkohol sein. Besonders Einheimischen aus der Dritten Welt sollte kein Alkohol an Bord angeboten werden, man selbst sollte auch nicht in ihrem Umfeld trinken.
Drogen ist ein weiteres Problem. Einige Überfallene, besonders in Mittelamerika, berichteten, dass die Piraten offensichtlich unter Drogeneinwirkungen standen.



Europa
Die Seegebiete Europas gelten als piratenfrei.

Kapverdischen Inseln
Zu die Republik Kap Verde fliehen viele Afrikaner. Mittellos kommen sie an und sehen in Raubzügen auf Yachten eine gute Möglichkeit, sich zu bereichern oder gar mit der Yacht zu verschwinden. Man sollte sich also immer nach der aktuellen Lage auf den einzelnen Inseln erkundigen - diese kann sehr unterschiedlich sein.

Brasilien
Hier findet man beide Arten von Piraterie: organisierte Banden, sowie spontane Überfälle durch verarmte Küstenbewohner. Brasilien ist mit Somalia das Land, in dem Piraten sowohl Berufsschiffe als auch Yachten überfallen. Wie der Fall Sir Peter Blake zeigt, werden auch Yachten überfallen, wenn diese, wie die SEAMASTER Blakes, mit 36 Meter Länge die Dimension eines Berufsschiffes hat. So wurden im Amazonasgebiet eine französische 26 Meter lange Jongert überfallen und eine deutsche Megayacht eines Hamburger Eigners. Auf beiden Schiffen waren professionelle Crews an Bord, die sich nicht gewehrt haben. Beide Schiff wurden ausgeraubt. Brasilien hat eine sehr lange Küste mit Hunderten von Buchten und Inseln. Die meisten Regionen gelten als piratenfrei. Für die gefährlichen Gebiete gibt es keine exakten lokalen Schwerpunkte. Allerdings sind in der Bucht von Santos und im weiten Gebiet des Amazonasdeltas Piraten häufiger als anderswo zu treffen. 

Venezuela
Dieses Land hat sich in den letzten Jahren als besonders gefährlich für manchen Segler gezeigt. Viele Überfälle wurden verzeichnet - besonders in den östlichen Küstengebieten. Es sind meist verarmte Fischer, die sich spontan zu Piratenüberfällen zusammenfinden. Aber es sind auch Fälle bekannt, bei denen sich selbst Beamte der Küstenwache zu Überfällen hinreißen ließen. Offizielle aus Venezuela hegen den Verdacht, dass es meist inländische Drogenhändler seien, die Yachten überfallen. In den nachstehenden Gebieten sollte nicht allein geankert, tagsüber im Konvoi gesegelt und Fischerbooten, die sich einer Yacht nähern, mit besonderer Vorsicht begegnet werden: Zwischen der Insel Margarita und dem Staat Sucre einschließlich Mochima und den Inseln vor Puerto La Cruz; im Osten der Halbinseln Paria und Araya, bei der Mündung des Pedernales im Delta Amacuro, dem Boca del Dragon; im Golfo de Paria und den Golfo de Venezuela im kolumbianisch/venezolanischen Grenzgebiet. Im Gegensatz dazu ist die Route nach Isla de Aves und Los Roques sehr gut bewacht und sicher.




Trinidad


Gerade in jüngster Zeit hat sich das einst sichere Trinidad als nicht immer sicherer Liegeplatz erwiesen. Immer häufiger wurden die Diebstähle von Dingis, Außenborder bis hin zu Einbrüchen auf Yachten und zu Überfällen auf Personen. Es wird dringend empfohlen, Dingis und Außenborder anzuketten, besonders nachts Vorkehrungen zu machen, um Eindinglinge an Bord fernzuhalten. Dies betrifft insbesonders das gesamte Gebiet von Chaguaramas.

Kolumbien
Kolumbien ist besser als sein Ruf. Allerdings muss man das mit Einschränkungen sagen. Die Situation in der historischen Hafenstadt Cartagena ist in letzter Zeit sicher. Allerdings hat sich gerade im September 2002 ein Überfall auf drei US Yachten ereignet, ca. 50 sm NE von Cartagena. Anders sieht es im östlichen Teil von Kolumbien aus, an der Westseite des Golfs von Venezuela. Hier gibt es seit langem Grenzschwierigkeiten und hier herrscht schon seit vielen Jahren für Yachten eine unsichere Situation. Ebenfalls unsicher kann es im südlichen Teil des Golf von Darien sein. Denn ein Großteil des Drogenschmuggels geht über Panama, entweder über Land oder mit Schnellbooten entlang der panamesischen Küste. Der Teil des Golf von Darien, an dem Panama liegt - das Siedlungsgebiet der Kuna Indianer - gilt weiterhin als sicher.

Nicaragua/Honduras
Beide Länder sind durch Naturkatastrophen - wie Hurrikan Mitch und Erdbeben sowie durch politische Unstabilität geschwächt. Hier herrscht z.T. große Armut und eine überdurchschnittliche Gewaltbereitschaft. Das Gemisch aus beidem kann ein guter Nährboden für Piraterie sein. Auch die Grenzschwierigkeiten zwischen den beiden Ländern, die am internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelt werden, tragen dazu bei, dass in diesem Grenzbereich wenig Ordnungskräfte wie Militär und Polizei vorhanden sind. Auf zwei vorgelagerten Inseln (Cayos), die zu Honduras gehören, kam es zu Überfällen mit jeweils tötlichem Ausgang.

Guatemala
Guatemala besitzt nur ein kurzes Küstengebiet an der Karibik. Dieses ist aber um so interessanter, weil hier der Rio Dulce hineinfließt. Der Fluss, seine vielen Nebenflüsse und die verschachtelten Seen bilden nicht nur ein spektakuläres Panorama, sondern auch ein sicheres Hurrikanversteck (hurricane hole). Mit dem Nachteil, dass dieser Ankerplatz in den letzten Jahren unsicher wurde, weil Piraten hier ihr Unwesen getrieben hatten. Dadurch zählte der Rio Dulce zu den besonders gefährlichen Seegebieten. Höchste Aufmerksamkeit war geboten. Offensichtlich hat sich die Situation in der letzten Zeit verbessert. Yachten besuchen vermehrt diesen schönen Naturhafen. Die Marinas sind gut bewacht. Es heißt, dass Drogenbosse an einer "ruhigen Lage" im Rio Dulce interessiert seien. Es scheint, sich beruhigt zu haben. Mein Tipp: Aktuelle Informationen über Konsulate, Funk etc. anfragen.

Ecuador
Von der gesamten pazifischen Küste Amerikas ist eigentlich z. Zt. nur der Hafen von Guayaquil gefährdet. Auch hier muss ich eine Einschränkung machen: Ein sehr tragischer Überfall ereignete sich vor dem Fischerort Sua bei Esmeraldas auf einen persönlichen Freund. In Guayaquil, dem Haupthafen von Ekuador gibt es Piraterie. Es wurde berichtet, dass hier Banden sowohl Berufsschiffe als auch Yachten beraubten, während sie vor Anker lagen.


Salomon Inseln

Die Solomon Inseln gelten als sicher, wenn auch dort schon Diebstähle in Honiara vorgekommen sind. Das war aber zu Zeiten der Unruhen im Jahr 2002.


Papua Neuguinea

Hier hat es schon Überfälle gegeben. Aber deshalb ein ganzes Land zu einer Piratenzone zu verurteilen, ginge zu weit. Besonder in PNG prallen fast steinzeitliche Strukturen mit der der westlichen Zivisation aufeinander, was zu einigen wenigen Überfällen geführt hat. Wie in vielen Drittländern gilt auch hier die Regel: Vorsicht mit dem Alkohol. Das gilt für beide Seiten.

Südostasien
Grundsätzlich ist zu sagen, asiatische Gewässer sind besser als ihr Ruf. Die Gewässer der Inselstaaten Indonesien und Philippinen gehören genauso wie das Chinesische Meer zu Regionen, in denen Piraterie seit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Jahren Tradition war. Es gibt Segler, die segeln jahrelang in philippinischen Gewässern und haben nicht einen Piraten gesehen. Auf den südlichen philippinschen Inseln der Sulu-See kämpfen moslemische Tausang und Rebellen der Abu Sayaf für eine moslemische Unabhängigkeit - hier ist Vorsicht geboten.
Vier Yachten berichteten 2001 von meist indonesischen Fischern im Seegebiet zwischen Australien und Cocos Keeling, belästigte worden zu sein. Dieses geschah durch Kollisionskurse, nächtliche Verfolgungen oder versuchtes Längseitsgehen.


Somalia - Horn von Afrika
Das Vorgehen der somalischen Piraten lässt auf eine gute Organisation schließen. Wie bekannt, sind die Somalier streng ihren Clans verbunden. Wie ein Staat im Staat betreiben sie ihre eigenen Gesetze. Verschiedene Clans, die die Hoheitsrechte für ihre Seegebiete beanspruchen, teilen sich die Küste auf. In soldatischem Gehorsam fahren Clanmitglieder in kleinen offenen Booten weit aufs Meer hinaus und suchen nach Beute. Diesen Männern ist es meist egal, ob es sich um einen Frachter oder um eine Yacht handelt. In ihren Booten sitzen zirka fünf bis sieben schwer bewaffnete Männer, die paramilitärisch geschult sind. Den Somalis geht es meist um Lösegeld für gekaperte Schiffe. Das Seegebiet vor der somalischen Küste ist unbedingt zu meiden. Es empfiehlt sich einen Sicherheitsabstand von zirka hundert Seemeilen einzuhalten. Durch die neue internationale militärische Präsenz vor Somalias Küste und die geplante Einbindung der Clanführer in die Antiterrorbekämpfung kann die traditionelle Piraterie hier eventuell schnell aussterben. Neueste Überfälle lassen jedoch daran zweifeln.

Jemen - Golf von Aden
Von historischer Tradition ist das kriminelle Gewerbe der Piraterie im Jemen. Früher überfielen jemenitische Piraten arabische Dhaus, später europäische Handelsschiffe, heute Berufsschiffe und Yachten. Meist kommen sie mit bis zu drei kleineren offenen Booten. Die Männer sind schwer bewaffnet, oft mit Kalaschnikows. Da im Golf von Aden häufig leichte Winde wehen, können diese offenen Boote weit aufs Meer hinausfahren. In jemenitischen Gewässern fanden Überfälle bis zu 20 sm vor der Küste statt. Bei höherem Seegang fahren diese Boote nicht aufs Meer. Den jemenitischen Piraten geht es in erster Linie um Bargeld, Schmuck und Ausrüstungsgegenstände. Sie rauben alles, was nach Wert aussieht. Die Organisation der Überfälle beginnt meist schon an Land. Agenten, die den Yachties Diesel und Lebensmittel besorgen, fragen sie schon im Oman aus, wohin sie segeln wollen, wie viele Leute an Bord sein werden, bis hin zur Frage, ob sie Waffen an Bord haben, solche kaufen wollen.
In diesen Gewässern kommt es immer wieder vor, dass sich Boote mit starken Außenbordmotoren nähern. Die Männer - sogar in Uniform oder in Tarnanzügen - geben sich als Polizisten oder Offizielle aus und verlangen Geld, genannt Bakschisch. Nach neuesten Berichten soll es gegenüber älteren Informationen auf der Insel Sokotra keine Piraten geben. Das Gefahrengebiet zieht sich vom Golf von Aden durch die Meeresenge Bab-al-Mandeb bis zu den Hanish Inseln im Roten Meer.
Es sollte unbedingt ein Abstand von 30 sm zur Küste eingehalten werden.
Danke an: http://www.yachtpiracy.org/de/gefaehrliche_gebiete.htm

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