20.11.2011, 15:00, zu Hause

Das Wort zum Sonntag

Für den 16.11.2011 hatte ich um 10:00 eine "Vorladung". Nein, es war eine liebe Einladung der Yachtrevue nach Wien. Die Nacht davor habe ich durchgearbeitet. Ich war auch fast pünktlich, bin um 12:15 erschienen, na ja, eher reingeschlichen.
Zuvor musst du aber in die "Empfangshalle" der Verlagsgruppe NEWS strömen. Wer den stattlichen Mediatower kennt, weiss jetzt was kommt. Ich muss es aber einmal erwähnen. Mein geschundener schlaftrunkener Körper begibt sich, nach hektischer Parkplatzsuche, in die "Halle". Meine Garage ist, glaube ich, größer. Ich bewege mich frontal auf  drei Damen zu. Die Wahl fällt auf die Linke. Ergeben teile ich ihr mit, dass ich einen Termin bei der Yachtrevue hätte. Ich wüsste wohin und zu wem. Sie hält mich zurück. Fragt nach meinem Namen. Ich werde angemeldet: "Ein Herr Elfenberg-bach-burg kommt zu Eurch!" Ich korrigiere, "Guelfenburg", sie:"ah ja Hulfen - " grins. Selbst schuld, denke ich, warum habe ich auch keine Visitenkarte auf den Empfangstresen gedonnert. Saumüde eben, Reaktionszeit wie ein Faultier.
Bewege mich jetzt zum Lift. Vorher durch das Zähldrahdiwaberl. Lift kommt, ich rein, den richtigen Knopf erwischt. -Hoffentlich schlafe ich nicht ein und verfahre mich. Gewähltes Stockwerk erreicht, Lift öffnet, meine Interviewerin kommt mir freundlich entgegen.
"Judith Duller" Stellt sie sich vor. "Ich bin der Wolfgang", sie bleibt beim SIE. Zehn Jahre Oberösterreich, nahe der bayrischen Grenze, haben mich geprägt. Da sind alle per DU. Ok, wir sind in Wien, nur im facebook, da sagen auch die Wiener DU.
Gemeinsam traben wir zu ihrem Büro.
Entschuldigend für die geringe Kubatur, bittet mich Judith Duller-Mayrhofer in ihr Reich.
Klaustrophobische Gefühle steigen in mir hoch. "Hilfe, mein Aquarium ist größer!" denke ich. Die arme Frau sitzt in einem Glaskastl mit Zwangsbelüftung und schreibt über die Weltmeere und ihre Bezwinger. Im Nebenaquarium, es ist unwesentlich größer, wenn man das Wort Groß überhaupt verwenden darf, sitzt Luis Gazzari, seines Zeichens Chefredakteur der Yachtrevue. Er springt auf, kommt rüber, quetscht sich durch die Glastür. Wir begrüßen uns, er bittet mich abzulegen. "Ich bin erfroren" erwiedere ich höflich, Angst habend, wo ich mein Zeug überhaupt verstauen könnte.
Es beginnt das übliche Kreuzverhör, -Stammdaten- , bin ja das erste Mal da. Small Talk, Nasenwürmer ziehen. Ich gestehe, möglichst wenig, doch für's Erste ausreichend. Ich kann diese nette Frau doch nicht verhungern lassen. Wieder das Problem, meinen Partnern und Sponsoren, die Präsentation am 20. März 2012, nicht zu verderben. Judith, pardon, Frau Duller, saugt weiter. Ich betrachte ihr MAC-Book. "Nur nicht einschlafen, das wäre bitter unhöflich", meine Gedanken sind auf See, und ich bin müde wie nach einem Schwerwetterprogramm.

Üblicherweise habe ich eine Pressemappe mit. Da steht alles drinnen. Eine DVD ist dabei, mit Bildern und einem Video. Ich werde nicht danach gefragt. Das erwartet man in Österreich nicht. An diesem Tag war ich schon froh, selbst irgendwie da zu sein. Die Pressemappen liegen in der Mission Control in Oberösterreich. Ich wollte doch zwei mitnehmen, dafür sollte es keine Ausrede geben. Wir kommen zum Ende, Luis Gazzari steht da und hält die Hand auf. Er erwartet jetzt einen USB-Stick mit Bilddaten. Ich sag nix. Verspreche aber Bilder per E-Mail oder via FTP zu liefern.
Beim rausgehen erwische ich den Notausgang. Symptomatisch für meinen Zustand an diesem Tag.
Liebe Judith, willst DU meine facebook Freundin werden?

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