30.01.2012 zu Hause

Das Internet war nicht schuld!

Diesmal, war nicht das Internet schuld, an meiner längeren Abwesenheit in diesem Blog. Mir läuft die Zeit davon. Ich bin zwar nebenher immer wieder auf Facebook zu finden, doch sind die Vorbereitungsarbeiten und die Analyse des Funktionstests, aufwändiger als ich gedacht habe.
Meine Heimreise aus Dakar, war mehr oder weniger "interessant".
Allemal, ich bin froh, die beiden Flüge hinter mir zu haben. Dass man mir am Flughafen in Dakar einige Dinge aus meiner Tasche "entfernt" hat, ohne meines Wissens, ist mir mittlerweile ziemlich egal. Gerne wäre ich bis zur Abfahrt der Ruderer dort geblieben, aber man kann ja nicht alles haben.
Im Moment dreht sich alles um das organisieren des Refit und die Beschaffung aller erforderlichen Teile.
Sponsorengespräche werden zu zähen Verhandlungen und ich habe auch schon einmal nein gesagt. Wir verkaufen keine Käsekrainer am Würstelstand, wir repräsentieren ein globales Projekt. Da darf man sich schon seriöse Gespräche erwarten. Außerdem geht es um viel Prestige und weltweite Berichterstattung. Bedenkt man eine mediale Präsenz über fünf Jahre, sind wir nicht mit einem lokalen Verein zu vergleichen. Bis zum Launch in Venedig sind es noch rund 240 Tage. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Ich habe aber keine Zweifel, dass wir unseren Plan nicht halten können.
Der Funktionstest hat gezeigt, dass mit diesem Katamaran nichts schief gehen kann. Wenn wir die kritischen Punkte saniert und ausgetauscht haben, wird es der beste Endurance-Katamaran der Welt sein. Wenn ich meinen persönlichen Trainingsplan weiterhin, so wie bisher einhalte, werde ich auch einen ordentlichen Skipper für dieses Projekt abgeben.
Jetzt noch die Bouvet Guyane begleiten, ab Mai in's große Refit!

19.01.2011, 21:30, DAKAR:

Wir gehen in die Stadt!

Ein Stadtbummel in Dakar ist angesagt. Wir waren gestern und vorgestern auch schon ein wenig Schnuppern. Heute wollen wir tiefer in die Urbanisation wandern. Kaum bist du ein paar hundert Meter in die Stadt vorgedrungen, drängen sich Amateurfremdenführer auf, alles zu zeigen und Alle zu beraten. Nachdem wir vorgestern einen "Fremdenführer" zur Seite hatten, haben wir beschlossen, uns selbst zu führen. Das funktioniert wirklich besser. Es kommt kein Stress mehr auf. Die üblichen Märkte am afrikanischen Kontinent. Teilweise verwahrlost und stinkend. Dann wieder nahezu palastartige Geschäfte und natürlich Banken. Die Bankgebäude sind allesamt von fesch uniformierten Privat-Security-Boys "bewacht", oder umstellt, wie man will. Wir checken in einem Bierlokal ein. Hübsche Mädchen in rauen Mengen. Nein wir wolle DAS nicht, wir wollten eigentlich ein kühles Bier bestellen. Die freundlichen Damengesichter verfinstern sich wieder. Wir bekommen unser Bier. Ein herrliches kühles blondes vom Fass oder Tank, egal, es hat gemundet!
Gestärkt wandern wir weiter. Ein Lebensmittelmarkt wird angepeilt. Wir landen im Casino. Nicht zum spielen, zum einkaufen. Casino nennt man das also. Ein Supermarkt der Extraklasse. So würde man das in Europa sehen. Da können sich manche Ketten bei uns etwas abschaun.
Supermarkt in Dakar, riesen Auswahl und alles pico bello!


Besonders angetan war ich vom Weinsortiment. So Etwas findet man nur in wirklich guten Märkten in Österreich und Umgebung. sogar einen österreichischen grünen Veltliner habe ich gesichtet!
Ein Teil des Weinsortimentes, mit eigener Kühlung von der Decke herab.
Natürlich mit eigener Käseabteilung!
Warten an der Kasse ist dort ein Fremdwort. Am Ende des Bandes stehen die Boys und packen das Gekaufte ordentlich in saubere und robuste Tragetaschen!
Ein paar Kontraste möchte ich trotzdem zeigen. Eine saubere Stadt ist Dakar nicht. Das wäre jedoch mit ein bisschen Mühe leicht hinzubekommen.
Eine gepflegte Apotheke
Ein hübsches Wohnhaus
Eine offensichtlich seit Jahren verwahrlosende Baustelle
Gut sortierter Obstladen auf der Straße
Damenschuhe ohne Ende!
Mit ein bisschen Abstand zu Europa, könnte ich mir durchaus vorstellen in Dakar zu leben. Mein nächstes Ziel ist ja, wie bereits bekannt, 1234 Tage auf dem Katamaran zu verbringen. Wenn die Einladung zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro kommen sollte, dann werden es 172 Tage mehr sein. Das wird dann auch nicht mehr so schlimm sein. Vielleicht bin ich dann mit dem Katamaran am 5. August 2016 ein Teil der Eröffnungsfeier der XXXI. Olympischen Sommerspiele und bringe Kinder aus aller Welt an den Landesteg.

18.01.2011, 21:00, DAKAR:

Tag der Ruhe!

Ausschlafen, petit Dejeuner, weiterschlafen (in der Sonne), Dejeuner. Sonnenbaden. Ich habe trotzdem begonnen, den Baum des Besansegels zu reparieren. Ich kann's eben nicht lassen. Matthieu auch nicht, er kriecht wieder im Maschinenraum des Steuerbordgenerators herum. Hat mit dem Elektrotechniker in Saint Malo telefoniert. Der hat ihm irgend etwas erzählt. Er probiert gerade. Ich schneide Gewinde in das Aluminium des Besanbaums. Trete mir Aluminiumspäne ein. Muss mir Schuhe anziehen, bei dieser Hitze und auf einem ankernden Schiff. Wir sind doch theoretisch ganz in der Nähe der Barfußroute und ich trage Schuhe, bei 30° Celsius im Schatten, pervers!
Ich ziehe mit einer Winch den ausgerissenen Segelträger des Baums gerade und zum Baum hin. Das Teil ist zäh, die Winch aber stärker. Erste Schraube, ich will keine Nieten mehr sehen! Zweite Schraube, dritte .... Neun Schrauben und die Frisur hält! Etwas blaues Schraubenklebezeug drauf, festziehen, trocknen lassen. Morgen werde ich die Leine fieren und dann wird alles gut!
Wir werden dann mit dem  Caribe, nein so etwas ist kein Schlaucherl oder Gummi, es ist ein Caribe eben, DAS Beiboot, zum Restaurant in der Bucht übersetzen. LAGON 1, ein Inbegriff in Dakar. Sehr zu empfehlen!

17.01.2012 Dakar

17.01.2012, 12:40, Dakar Senegal: 14°39.910N / 17°25.875W
Um 09:30 werfen wir Anker. In der Bucht vor dem Präsidentenpalast. Auf Einladung von Me Abdoulaye Wade, kein geringerer als der Präsident des Senegal. Die Einreiseformalitäten sind für afrikanische Verhältnisse rasch erledigt. Wir klarieren offiziell im Hafen ein, bleiben aber beim Präsidentenpalast vor Anker. Es soll auch einen Empfang geben, teilt man uns mit. Telefonate mit zu Hause und Technikern. Viel haben wir für gut befunden, mehr aber ist noch zu tun auf diesem wunderbaren Katamaran, der für fast vier Jahre mein Bruder, mein Heim, mein Leben werden soll. Jetzt aber, ist erst einmal Reinigen und Reparieren angesagt.
Der Präsidentenpalast in Dakar
Unser derzeitiger Ankerplatz
Unsere Position

16.01.2012, 20:00, Senegal:

Am Morgen sind wir in senegalesische Gewässer gelangt. Wir fühlen uns jetzt ein bisschen wohler. Der Schiffsverkehr hat abgenommen. Nur drei Frachter in der Nacht. Wir bereiten uns auf die Ankunft vor. Morgen gegen 10:00 Uhr wird Dakar erreicht werden. Wir laufen konstant 8 Knoten. Während des Nachmittags drei Bonitos gefangen. Unsere beiden Gefrierschränke haben ihre Grenzen an Ladekapazität erreicht. Die ersten Seemöven kreisen um das Schiff. Besonders angetan sind die Vögel von einem unserer Köder an der Backbordschleppleine. Es ist ein ca. 40 cm langer Oktopus aus Silikon. Die Möven umkreisen das Schiff mit gestrecktem Hals. Wenn sie den Köder umfliegen sehen sie nach unten, peilen den Oktopusköder mit gesenktem Haupt um dann wieder mit gestreckt weiter zu fliegen. Ich habe die Leine mit dem Köder dann eingeholt. Wir wollen keinen Mövenbraten. Unsere Wacheinteilung will es so, dass ich morgen dran bin, wenn wir Dakar erreichen, Eine große Ehre für mich, mit vier französischen Profis als Crew, ich am Ruder, in Dakar einzulaufen. In der Nacht werde ich von Meeresleuchten begleitet, faszinierend!
Fluoriszierendes Plankton, Meeresleuchten, Bioluminiszenz

15.01.2012, 23:20, Mauretanien:

05:30 das Ruder übernommen. Alles sehr ruhig, bis auf den Verkehr! Bis zu neun Schiffe, zumeist Fisch-Trawler kommen sehr nahe. Ich ändere unseren Kurs um 15° nach West. Korrigiere nach einer halben Stunde wieder zum geplanten Kurs 182°. Zwischendurch war ich dreimal an Deck um die Segel zu trimmen. Der Wind ist sehr variabel in Geschwindigkeit und Richtung. Einmal mit 3 Knoten 54°, dann wieder mit 14 Knoten 131°. Wir bewegen uns mit 5,8 – 7,2 Knoten nach Süden. Eine Maschine läuft halbe Kraft zur Ünterstützung mit. Das werde ich bei GLOBALSAILING 1234 DAYS OFFSHORE dann nicht mehr haben. Da geht’s dann nur mehr unter Segeln rund um den Globus. Um 08:30 Joel geweckt und ihm die Pinne in die Hand gedrückt. Ich gehe jetzt den Spi herrichten, Wollfäden binden, damit wir ihn dann problemlos raufbekommen. 15:35, Wir laufen unter Spi und dem restlichen Vollzeug, ohne Solent. 12.3 Knoten aus 148° und die Kiste macht 7,8 Kts. Fahrt. Position: 19°41.278’N / 17°42.571‘W. Es wird immer besser. Wir halten Kurs, ohne wesentliche Korrekturen. Das Dejeuner war wie immer formidable. Es gab gebratenes Huhn und Bratkartoffel, mit etwas Gemüse. Zuvor, wie immer ein Aperitiv, bestehend aus Weißbrot, in der Nacht von Joel gebacken, mit Seefahrerpastete. Dazu Cornichons. Kir natürlich, Weißwein mit Johannisbeerensaft. Um 15:30 werde ich mich wieder an’s Ruder begeben. Es ist Sonntag und man gönnt sich ja sonst nichts.
Eines der leckeren Brote von Joel

14.01.2012, 23:20, kurz vor Cap Blanc:
Bis 22:00 am Ruder. Am Nachmittag die Klobrille des allgemeinen WC im Biminibereich repariert. Tolle Aufgabe, muss auch mal sein. Gegen 17:00 ein zucken an der Steuerbord Schleppleine zur Fischversorgung. Paulo reißt kurz an, und zieht einen herrlichen Bonito an Bord. Backbord das Selbe Spiel von Matthieu. Schon wieder Steuerbord, ich stehe mittlerweile mit der Kamera da und filme was die Kiste hergibt. Bilanz des Fischereiabends: Sechs perfekte Bonitos mit je ca. fünfeinhalb Kilo. Verhungern werden wir also sicher nicht. Wir stellen auch fest, dass der Schiffsverkehr gegenüber den letzten Tagen dramatisch zu nimmt. Heute immerhin schon sechs Frachter gesichtet und einige mehr am Radar entdeckt. Einen Chemietanker haben wir gegen Mittag bis auf 200 Meter an Backbord gehabt. Die haben fotografiert wie die Wilden, offensichtlich gefällt Berufsschiffern ein Schoner Katamaran genauso, wie uns kleinen Seglern.
Drei wunderbare Bonitos

13.01.2012, 20:00, Mauretanien kommt näher!

Auf dem Landweg, möchte ich derzeit nicht durch Mauretanien reisen. Der Seeweg an Mauretanien vorbei, erscheint mir viel gemütlicher und gefahrloser. Von 03:30 bis 06:00 am Ruder. Gyropilot eingeschaltet und eine ruhige Wache geschoben. 18-24 Knoten Wind aus 54° machen eine relativ konstante Fahrt mit runden 7 Knoten möglich. Der Strom liegt bei 0,5 Kts nach Südwest. Wir haben wieder alles Mögliche repariert. Unseren Steuerbordgenerator konnten wir zum Laufen bringen. Na ja, er rennt, liefert aber trotzdem keinen Strom. Mehr und mehr, freut sich dieses Schiff auf das große Refit ab Mai 2012, vor der noch größeren Reise! Jetzt muss der „Magische Stern“ nur mehr bis Dakar durchhalten. Lächerliche 640 Seemeilen sind es noch. Dort wird die „Etoile Magique“ für die Überfahrt nach Guyana fertig ausgerüstet und fit gemacht. Am 29.01.2012 wird sie dann als Journalistentaxi, die Ram Gouyane begleiten.
Nach mehr als fünf Jahren treuen Diensten, möchte der Generator gerne in Pension gehen!
 
12.01.2012, 22:00, Zwischen Teneriffa und Gran Canaria:

Um 14:15 aus Santa Cruz unter voller Besegelung ausgelaufen. Wind 25-30 Knoten aus 34-41°. Welle erstaunlich hoch. Würde sagen bis 6 Meter. Ein Hoch dem Segelmacher, der hat den Spi heute Morgen abgeholt und um 13:30 geliefert. Reparaturkosten 220,- Euro. So wie der Spi ausgesehen hat, eine lobenswerte Leistung, in alle Richtungen! Der erste Wüstensand aus der Sahara an Deck. Wie sollte es sonst sein rund um die Kanaren. Der Sand wird uns weiter begleiten. Wahrscheinlich bis Dakar. Bei der ARC 1996, hat man wesentlich mehr Sand abbekommen. Dafür sind alle gleich voll auf Westkurs gegangen, bis auf ein paar, die sich auf die Kap Verden verirrt haben. Oder war es doch der Respekt vor der Atlantiküberquerung? Derzeit, 21:38, bewegen wir uns mit 9,5 Knoten – 192° bei durchschnittlichen 28 Kts. Wind. Am ersten Reff, Mainsail sowie Besan. Das Solent lassen wir schön flach getrimmt. Die Videokamera habe ich am heutigen Tag auch wieder einmal gequält. Hoffentlich gibt sie mir einen brauchbaren Film. Ich habe ihr nämlich gedroht, wenn sie nicht spurt, sie Poseidon zu überlassen. Das ist bei derzeit ca. 3.800m Wassertiefe, nicht angenehm für die Kamera. Damit ich um 03:30 meine nächste Ruderwache pünktlich antreten kann, werde ich meinen Körper nun in die Koje schleifen und mit meinem Polster knutschen. Gute Nacht!
Im Hintergrund durch Saharasand vernebelt, der Pico de Teide

11.01.2012 Santa Cruz de Teneriffe, 18:00

11.01.2012, 18:00, Teneriffa, Santa Cruz:

Am Vormittag eingelaufen, Formalitäten erledigt. Immer noch kein Satellitenempfang auf dem Schiff. Sitze in einem Internetdingsda und sende mal das Angesammelte Material samt ein paar Fotos. Werden morgen Vormittag ablegen und richtung Dakar segeln. Muss noch das UGRIB-Wetter für die nächsten 7 Tage runterladen. Werde das dann in den Schiffsrechner einspielen.
Jetzt noch schnell bunkern, damit wir auf dem Weg nach Dakar keinen Hunger leiden müssen!
Im El Corte Ingles in Santa Cruz hat mich einer erkannt und ich musste gleich den Jamon Verkäufer für die Kameras spielen!


10.01.2012, 22:00, noch 16 Stunden bis zu den Kanaren

Wind 28-33 Knoten, 12 Knoten Fahrt, wir strömen nach Teneriffa.

09.01.2012, 23:30 Afrika.

Der erste Thunfisch!



So eben Wachablöse gehabt. Wir haben eine ausgeprägte Calmenzone erreicht. Es geht nur mit Maschinen vorwärts. Welcher Segler gibt das schon gerne zu. Wir haben aber von Anfang an gesagt, wir wollen ehrlich sein! Die Sensation des Tages habe ich gegen 14:00 Uhr geliefert. Wir fahren seit Portugal mit zwei Schleppleinen, um vielleicht doch den einen oder anderen Fisch zu fangen. Tatsächlich habe ich einen Thun an den Haken bringen können. Das Geschrei und die Freude über das gefangene Festessen, das Fischlein brachte immerhin 9,20 Kilo auf die Stange, an Bord befindet sich eine Balkenwaage, waren immens. In meiner grenzenlosen Gier, habe ich die Leine gleich wieder ausgebracht, nichts ahnend, dass nur wenige Minuten später ein Thun mit 14,55 Kilo gebissen hat. Matthieu hat den Expandergummi gesehen, wie er sich gestreckt hat. Und Matthieu hat ihn rausgeholt, den Prachtburschen, also sein Fang! Am Abend gab es Thunfischfeete mit allem Drum und Dran! 

08.01.2012, 16:00 Auf der Höhe von Gibraltar.


Keine besonderen Vorkommnisse, Wassertemperatur steigt stetig, Lufttemperatur liegt bei 20°C, Wind 14 Knoten, Welle 0,5m. Wir werden die Maschinen anwerfen. Wie sollen wir sonst den Termin beim Segelmacher in Teneriffa halten können.

07.01.2012, 21:00 In portugiesischen Hoheitsgewässern:


Langsam tritt das Gegenteil des Höllenrittes durch die Biskaya ein. Es wird schon ein bisschen fad. Wir haben beschlossen, Madeira nicht anzulaufen. Wir werden Teneriffa in’s Auge fassen. Auch, weil wir dringend einen Segelmacher brauchen und dort kennen wir einen sehr guten! Wir haben unseren Spi ein klein wenig zu sehr gefordert, das hat er mit einem freundlichen, aber doch bedenklichen Riss quittiert. Laut „Plan“ sollten wir am Mittwoch dem 11. Jänner gegen 14:30 die Insel erreichen. Das bringt eine unerwartete Pause von 4-6 Stunden, zum Bunkern diverser frischer Lebensmittel und vielleicht schaffen wir es doch, unsere Satellitenverbindung so zurechtzubasteln, dass wir endlich von See aus im Internet erscheinen können!

06.01.2012, 22:55 Kurz vor portugiesischen Hoheitsgewässern:

Draußen ist es unglaublich ruhig geworden. Welle 1 Meter, zwischen 15 und 22 Knoten Wind. Ideales Segelwetter. Immerhin, der Kat schafft immer ca. ein Drittel der Windgeschwindigkeit an Fahrt. Wenn die Physik stimmt, wohlgemerkt.                                
Ich werde mir jetzt eine ordentliche Mütze Schlaf genehmigen, damit ich in wenigen Stunden wieder fit bin. Ihr merkt sicher an der Kürze meiner Einträge, dass ich nicht ganz zum jubilieren aufgelegt bin.

05.01.2012, Golf von Biskaya:

Es ist jetzt 06:30, meine nächste Ruderwache beginnt. Warum das so ist, will ich kurz erklären. Wir sind vier Mann, die als Rudergänger eingeteilt sind. Jeder macht zweieinhalb Stunden. Somit hat jeder siebeneinhalb Stunden Pause. Von Pause kann aber keine Rede sein. Bist du nicht am Ruder, hängst du an einer Winch und trimmst oder reffst oder, ja wenn dich das Glück ereilt, schläfst du ein halbes Stündchen. Irgendwo gibt es ein Liedchen, das glaube ich, so anfängt: “Langsam, wenn der Tag beginnt …“ Bei mir beginnt der Tag, langsam, mit Seekrankheit. Nicht so wie sonst, mit dem Hammer auf der Brust und ein wenig Übelkeit, es kommt der volle Hammer auf den Kopf und in die Magengrube. Ich kotze, wie nach einer Fischvergiftung. Schwindelgefühl und Handlungsunfähigkeit wechseln sich mit Sehstörungen ab. Zur Freude Derer, die bereits der Seasickness erlegen sind. Weil, das kann ja nicht sein, dass der Junge aus den Bergen, nicht auch grün wird, im Gesicht! Schlaf ist das Allheilmittel bei mir. Also schlafe ich nach meiner Rudergängerei einmal ein paar Stunden. 16:30, nächste Ruderwache. Seekrankheit lässt nach! Ich habe die Ehre, den Katamaran um Kap Finistaire zu steuern. Fazit: Runde 400 Seemeilen in 37 Stunden.

04.01.2012, Golf von Biskaya, auf See:
Aus den Funkgeräten tobt es: “Securitee-Securitee-Securiteeeeeeee!“ Komisch, dass uns das alles nicht mehr aus der Ruhe bringt. Wir CRUISEN bei Bft 7-8 und Wellen 6-8 gemütlich mit 14 Knoten einer Seekrankheit entgegen, die sogar den alten Haudegen, wie Jean Paul und Joel die gelb-grüne Blässe in’s Gesicht zaubert. Meine Wenigkeit, gibt sich den ganzen Tag tapfer bis heroisch. Die erste Nachtwache von 20:30 bis 23:00 ist nichts anderes, als Stressbewältigen und permanentes den Katamaran durch das Wetter zu bringen. Es ist unglaublich, wie ein fünfzig (50) Tonnen Schiff, ab 8 Bft. leicht wird, es beginnt zu fliegen. Gleich darauf holt dich die Physik, mehr noch die Lehre von der Gravitation, auf das Wasser der Biskaya zurück. Krachend schlägt das Deckshaus, auf einer Welle auf. Ein Erdbeben geht durch das gesamte Schiff. Dann beginnt es zu vibrieren, um dann gleich wieder abzuheben und zu fliegen. Und die Geschichte von der Gravitation und der Biskaya beginnt von Neuem.

03.01.2012, 21:55, BREST

JETZT!!!
Ablegen am 04.01.2012, ganz bestimmt. Wir haben schon klar Schiff gemacht. Segel fertig zum heissen. Werden jetzt schnell schlafen und um 03:00 aufstehen. Start um 04:00!
Ich werde mich erst wieder von Madeira aus melden können.
Das AIS ist nicht wie angekündigt funktionabel, leider.
Wir werden voraussichtlich am Abend des 08.01.2012 Madeira erreichen.
Bis dahin wünsche ich uns gutes Segelwetter und Euch allen alles Gute!
Ist schon ganz ruhig in der Marina, nur mehr knapp 30 Knoten!

02.01.2012, 22:00 Brest:

Das Zeitfenster ist sehr eng. Da müssen wir raus, sonst kommen wir nie nach Dakar.

02.01.2012, Brest:

Was wäre zu berichten. Brest, Brest und immer wieder Brest. Am Silvesterabend, als ich regengetränkt und durch und durch erfroren im chez Doudou aufgekreuzt bin, hat mich gleich die Polizei empfangen. Mit Glückwünschen für das Projekt und auch für das neue Jahr.
Die Polizei, dein Freund und Gratulant!

Wir haben ein bisschen gefeiert. Und wenn das in Brest so weitergeht, kriege ich bald einen Meldezettel! Das ist eigentlich nicht meine Absicht, offensichtlich wünscht das der Wettergott. Der gute Mann, ist uns absolut nicht gnädig gesinnt.
So liegen wir weiter in der Marina Brest und harren der Wettervorhersagen. Vielleicht geht es morgen ab 16:00 Uhr. Dann wollen wir gleich bis Madeira runterbrettern. Na wir werden sehen. ob wir überhaupt auslaufen können.
Bis dahin ein paar Bildchen vom Schifferl.
Für die Freunde des Trampolins, so schaut's aus, das NEUE!
In voller Kriegsbemalung für Ram Guyane, so quasi für zwei Monate als Besenwagen für die Ruderer.
Hier noch ein kleiner Größenvergleich, da links liegen lauter 60 Fuß und größer Boote. Dazwischen, das etwas breitere Teil, sind wir.