22.09.2011, 20:30, Mission Control:

Die Tests mit dem Keimlingen verlaufen gut.
Das Grünzeug wächst und gedeiht. Schmeckt auch nicht schlecht.
Nächste Woche bekommen wir Nachschub an Samen und Keimgerätschaften.
Das ist das Revier von Andrea.
Eigentlich ist sie Maschinenbauingenieurin. Das ist auch gut so. Sie ist Planungsprofi, analytisch und genau, trotzdem kann sie träumen.
Die Plants an Bord, die Kleinplantagen, sind auch ihr Aufgabenbereich. Pflanzsubstrate, Bewässerunssysteme und Abdeckungen werden von ihr akribisch geplant, schließlich muss ich damit dann alleine 1234 Tage klar kommen.
Andrea wird sich auch um die Klimatechnik und die Wasserversorgung an Bord kümmern. Sie wird öfter an Bord nach dem rechten sehen.

Heute war eine Kundin in der Agentur. Sie will Drucksachen bestellen. Sie macht Pilates, Aerobic und womit man die Muskulatur sonst noch quälen kann. Ich für meinen Teil, habe eine personal Trainerin gefunden, glaube ich. Wir werden sehen, ob sie sich das antun will.

Morgen ist Herbstbeginn. In der südlichen Hemisphäre beginnt der Frühling. Könnte ich nicht schon dort sein? Nächstes Jahr.
Ja nächstes Jahr werde ich Kap Horn umsegeln. Um die Weihnachtszeit.
Da ist Sommerbeginn.
Aber egal wie ihr wollt, die berüchtigtste Ecke der sieben Weltmeere ist kein Wurstelprater.

Zwischen Antarktis und südamerikanischem Kontinent treffen dort die Wogen des Atlantiks mit denen des Pazifiks zusammen, überlagern sich und lassen im Sturm unberechenbare Kreuzseen von bis zu 18 Metern Höhe entstehen. Unzählige Schiffe sind dort schon zerschmettert worden, unzählige Seeleute ertrunken. Selbst mitten im Sommer werden Schiffe in den Gewässern am Kap immer mal wieder von Schneestürmen und Frosteinbrüchen überrascht. Was überbleibt, ist oft nurmehr das EPIRB Signal.

Ich werde das Kap mit der Energon nicht allein nehmen. Das wäre mit einem Schiff dieser Größe verantwortungslos, schon gar mit einem Schoner, so verwegen bin ich nun doch nicht. Ich werde drei vier gute Segler einladen. Sie werden nach Ushuaia einfliegen.

Ushuaia ist die südlichste Stadt Argentiniens und zugleich der Welt. Der 35 000-Einwohner-Ort liegt an einer weiten Bucht des Beagle-Kanals, der Grenze zwischen Argentinien und Chile.

Von dort werden sie mit einem Shuttleboot zu mir gebracht. Ushuaia ist in der Zwischenzeit zu einem Tourismusort geworden. Ich werde die Holzhäuser nur von See aus sehen, ihr wisst schon 3 Seemeilen. Näher sollte ich nicht.

Das Kap erhebt sich als gewaltiger, zerklüfteter Felskegel aus 75 Metern Tiefe, taucht in einem Kranz aus Gischt aus dem Wasser, grasbehängt und rau, und endet in 424 Metern Höhe. Dort oben thront ein Leuchtturm. Betrieben wird er von einer Soldatenfamilie.
Leider werden wir dort nicht ankern und zum Leuchtturm emporsteigen, um uns in das Buch der Cap Hoornies eintragen zu können. Das lederne Buch der Beweisführung wird uns versagt bleiben, der einzige Beweis, wird, wie dann immer, unser Logger bleiben.

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